Die Orgel- und Instrumentenmacher Spath und Schmahl zu Regensburg

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Die Mechanik des Tangentenflügels
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Der Claviersalon - historische Tasteninstrumente in Konzerten und Kursen





Die Auffindung des Tangentenflügels auf dem Dachboden des Sulzbacher Verlagshauses 

Michael W. König auf dem Dachboden des Sulzbacher Verlagshauses wo der Tangentenflügel aufgefunden wurde
Michael W. König auf dem Dachboden des Sulzbacher Verlagshauses, wo der Tangentenflügel aufgefunden wurde.
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Auf dem Dachboden des Sulzbacher Verlagshauses finden sich einzigartige Schätze, darunter viele Hundert Originaldruckstöcke und ungeöffnete Bücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert, der Kultur des Bewahrens ist es zu Verdanken, dass viele historische Schätze erhalten blieben
Auf dem Dachboden des Sulzbacher Verlagshauses finden sich einzigartige Schätze, darunter viele hundert Originaldruckstöcke und ungeöffnete Bücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert, der Kultur des Bewahrens der Eigentümer ist es zu verdanken, dass viele historische Schätze erhalten blieben.

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Restaurierung- Bestandsaufnahme

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Der Sulzbacher Tangentenflügel vor der Restaurierung

Resonanzboden-Schaden

Verschmutzung am Tangentenflügel vor der Restaurierung


der geschädigte Resonanzboden vor der Restaurierung

Die lackierten Oberflächen waren überzogen von einem Schelllack welcher abhängig von der Lichteinstrahlung  weitgehend vergraut und schuppig degeneriert (krepiert) ist. Unter dieser unansehnlichen Oberfläche liegt jedoch ein weitgehend erhaltener Originallack . Dabei handelt es sich um ein Harz- Öllack in der Art historischer Geigenlacke. Er ist von heller Farbe und zeigt eine dichte stabile Oberfläche. Der Originallack ist im Gegensatz zum darüberliegenden Schellack nicht in Ethanol löslich, damit kann der Originallack ohne Verlust freigelegt werden.
der Resonanzbodensteg war teilweise abgelöst
Der Resonanzboden war durch Feuchtigkeitseinwirkung stark deformiert und vielfach gerissen. Die Rippen waren teilweise abgelöst.


Die Besaitungssituation zeigte ein für historisches Saitenmaterial markant heterogenes Bild. Zahlreiche Differenzen in Stärke und Art der Anhang-Ösen weisen auf spätere Ergänzungen hin.



Die Restaurierungsmaßnahmen



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Das Herauslösen des Resonanzbodens
Das Herauslösen des Resonanzbodens erfolgte mit Hilfe von Ethanol und nicht mit Wasser/ Dampf um die Holzfasern vor Aufquellen zu schützen.

Die Anhangleiste des Sulzbacher Tangentenflügels nach dem Herauslösen
Die Befestigung der Anhangleiste mit zahlreichen massiven Nägeln gestaltete das Herauslösen des Resonanzbodens schwierig. Im Gegensatz dazu lösten sich die Resonanzbodenrippen wie rechts zu sehen teilweise von selbst. 
Der Tangentenflügel nach Herauslösen des Resonanzbodens



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Wiederherstellen der Stimmstock- Verankerung
Die Restaurierung des Sulzbacher Tangentenflügels: Schäden an der Stimmstockverankerung
Die Stimmstock - Befestigung war auf beiden Seiten geschädigt. Mehrere der erhaltenen Regensburger Tangentenflügel weisen diesen  belastungsbedingten Riss auf.
Der Riss verläuft auf der Ebene der Stimmstock- Zapfen bis zur Vorderkante  - durch die Klaviaturwangen hindurch
(im entlasteten Zustand ist der Riss kaum zu erkennen)

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Der Resonanzboden

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Der Resonanzboden des Sulzbacher Tangentenflügels während der Restaurierung

roter Bolus zur Markierung der Resonanzbodenrippen bei Jakob Spath
Der Resonanzboden war stark geschädigt: zahlreiche Risse und offene Leimfugen sowie erhebliche Verwerfungen bestimmten das Schadensbild. 
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Der Resonanzboden musste weitgehend auseinandergenommen werden, um die deformierten Teile wieder passgenau und ohne größere Verwerfungen zu einem stabilen Boden zusammensetzen zu können.  Rippen und Stege wurden dazu abgelöst und auf den wiederhergestellten Resonanzboden neu verleimt.
Die sehr dünn ausgearbeiteten Stege unter dem Resonanzboden waren teilweise gebrochen oder stark deformiert, hier wurden zusätzlich markierte Stütz-Rippen aufgeleimt, um den Resonanzboden vor erneuter Beschädigung zu bewahren. 








 
Der fertig berippte Resonanzboden wurde in der Werkstatt Spath & Schmahl vor der Verleimung im Instrument eingepasst. Dafür wurden die Rippen an den, den Zargen zugewandten Enden farbig mit einer roten Tonfarbe (dem Bolus) markiert. Da die Rippenenden über die Auflagefläche hinausragen, musste der Instrumentenmacher zunächst die Lage der Rippen markieren, was ihm anhand der Farbmarkierung einfach und exakt möglich war. Danach konnte er in der Resonanzboden- Auflage exakte Einkerbungen einarbeiten. Im Rahmen einer endoskopischen Untersuchung am Institut für Musikinstrumentenkunde Greifenberg konnte Helmut Balk an einem weiteren original erhaltenen frühen Hammerflügel von Jakob Spath (datiert um 1780) dieselbe Technik der Farbmarkierung nachweisen. Damit deuten weitere Indizien auf eine bauzeitliche Arbeitspraxis der Werkstatt Spath und Schmahl. 

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Die Innenkonstruktion
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Die Innenkonstruktion des Tangentenflügels von Christoph Friedrich Schmahl, Regensburg 1790
Die Statik = konstruktive Stabilität des Instruments zeigt sich erstaunlich intakt. Die Ursache liegt wohl in der außergewöhnlich soliden und aufwendigen Konstruktion. Die leiterförmigen Rahmen sind mit zahlreichen Zapfenverbindungen und Holznägeln gesichert, ebenso die durch zusätzliche Winkelhölzer verstärkten Verstrebungen.

Die Konstruktion war bis auf einige auszuspänende offene Fugen in einem guten Erhaltungszustand und bedurfte neben der Reinigung nur einiger Leim- und Festigungsmaßnahmen.

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Die Resonanzbodenverleimung
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Die Resonanzboden-Verleimung
Die Wiederverleimung des Resonanzbodens
Die Restaurierung und Wiederverleimung des Resonanzbodens sowie die Stabilisierung des Stimmstocks schützt das Instrument nicht nachhaltig vor weiteren belastungsbedingten Schäden.
Da die Mehrzahl der von Spath und Schmahl überlieferten Instrumente von statischen Schäden betroffen sind, ist für einen modernen konservatorischen Ansatz= Dauerbelastung ohne absehbare Ermüdung oder Beschädigung, eine gezielte und nachhaltige Entlastung notwendig.
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Besaitung
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die Saitenberechnung Teil 1
eine wirksame Entlastung der historischen Substanz ist durch die Wahl geringerer Saitendurchmesser möglich. Da die Saitenspannung und damit die Auslastung des Materials vom Durchmesser unabhängig ist, kann auf diese Weise der Klangcharakter annähernd originalgetreu erhalten bleiben. Der Klangcharakter kann dabei auch durch abweichende Legierungen angepasst werden. 
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die lackierten Oberflächen
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Lackreinigung während der Restaurierung des Sulzbacher Tangentenflügels
Entsprechend der Vorzustandsbeschreibung konnte der krepierte Schellack- Überzug mit Ethanol gelöst und abgenommen werden und gab so den darunterliegenden, gut erhaltenen Originallack frei.
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.Die Spielbarmachung des Tangentenflügels
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Die Tangenten und Dämpfungs- Führungsrechen
Die Tangenten und Dämpfungs- Führungsrechen
Für originalgetreue Spieleigenschaften sind die textilen Garnierungen, Leder, Polster und Führungsfilze von besonderer Bedeutung. Der Sulzbacher Tangentenflügel weist hier einen einzigartige gut erhaltenen Originalbestand auf
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Die gut erhaltenen schwarzen Führungsfilze unter den Rechen
Die gut erhaltenen schwarzen Filze unter dem Tangentenführungs- Rechen
das 1. Tangentenflügel- Festival in Frankfurt am 25. November 2012

Der Sulzbacher Tangentenflügel nach der Restaurierung
Der Sulzbacher Tangentenflügel nach der Restaurierung Festival- Flyer herunterladen
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Für weitere Informationen zum Tangentenflügel oder
anderen Fragen der Restaurierung historischer Tasteninstrumente
  wenden Sie sich gerne an
Georg Ott dipl rest (FH)
 Restaurierung historische Tasteninstrumente
Kleines Schloss 2

91241 Kirchensittenbach
e-mail: georg-ott@web.de
Tel: 015254061931


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